Sherwin Street

sätze über sätze

Fertig machen zum Sprung...

2004-03-11

Auf der Insel, auf welcher alles ein wenig anders ist als sonst irgendwo auf der Welt (im speziellen meine ich hier Österreich), ist nun rechtzeitig zum Frühlingsbeginn der Winter hereingebrochen. Das ist aber weiter nicht verwunderlich, konnte man doch den ganzen Jänner über in Badehosen bei angenehm warmen Temperaturen herumlaufen. Das ist eben einer dieser kleinen Unterschiede. Und dank der Tatsache, dass der Viktor und ich uns gestern in Manchester Offspring angeschaut haben, kann ich gleich von noch ein paar solch kleinen Unterschieden berichten. Nachdem wir das Ticket vom Maczejka, welcher sich ja zur Zeit in Österreich aufhalten und deswegen selbiges verfallen hat lassen müssen, in bester Bazar Manier an einen Handelsbeauftragen des lokalen Schwarzmarktes verfeilscht haben, beschliessen wir das Apollo Theatre zu betreten. Und da bietet sich uns als Österreicher gleich ein Anblick, den wir nie für möglich gehalten hätten. Zwar sind wir die englische Schlangensteh-Disziplin ja schon gewohnt, aber dass sich zehntausend Menschen brav in einer zweier Reihe vor dem einzigen Eingang anstellen, hätte man als U-Bahn erprobter Wiener nicht für möglich gehalten. Nach wenigen Minuten erreichen wir das Ende der Schlange, die sich zu unserem Glück überraschend schnell vorwärts bewegt. Der Grund, aus dem sich die Schlange so ungewohnt schnell vorwärts bewegt ist der nächste dieser kleinen Unterschiede, welchen wir wenig später entdecken sollen. Von den geschätzten zehn- bis fünfzehntausend Besuchern des Konzerts wird nämlich kein einziger nach Waffen oder gar Sprengsätzen durchsucht. Irgendwie seltsam, wo die Briten doch so Angst haben vor Irak Vergeltung. Wiederum wenig später sollen wir eine mögliche Erklärung für die fehlende Sicherheitskontrollen im nächsten dieser kleinen Unterschiede finden. Zu unserer Verwunderung ist das Alter des durchschnittlichen Besuchers weitaus niedriger als erwartet. Und mit 'weitaus niedriger als erwartet' meine ich wirklich weitaus jünger als erwartet, und nicht dieses allseits aus Wien bekannte über ein Konzert schimpfen: "Lauter fünfzehnjährige...!" Der Durchschnittsbesucher war schätzungsweise zwölf Jahre alt, mit einer Standardabweichung von vielleicht drei Jahren. Die jüngsten Besucher waren so um die sieben Jahre alt. Damit war leider schon klar, dass die Stimmung nicht so toll sein wird, vor lauter Kindergekreische. Damit war auch klar, dass die Band wohl kaum ihre Klassiker zum Besten geben wird, weil der Durchschnitts-Besucher zu dem Zeitpunkt der Veröffentlichung selbiger noch nicht einmal geboren war. Eigentlich muss das ziemlich erniedrigend sein, für die Band. Sehr erniedrigend sogar, lauter zwölf jährige Fans zu haben und nichts dafür zu können. Aber auf zum nächsten Unterschied: die rigorose Securities vor der Bühne. Jeder Besucher der während der Vorgruppen zu hüpfen beginnt wird sofort ausnahmslos von drei Seiten angeleuchtet und zum Verlassen der vorderen Reihen aufgefordert. Bumm. Da kommt Stimmung auf. Alles in allem war das Konzert dann nicht so schlecht, und der grosse Diplomat Dexter Holland hat das Manchester Publikum nach seiner Feststellung dass Portugal suckt voll auf seiner Seite. Auf das Konzert folgen drei interessante/unterhaltsame Unterhaltungen mit Bewohnern von Manchester. Die erste führen wir mit einem mitteilungsbedürften, musikgeschädigten Mann in der Midlife-Crisis der uns erklärt, dass Offspring zwar nicht schlecht ist, aber doch nicht an Grössen wie 'The Clash' herankommt. Die zweite führen wir mit dem Antonio vom Derby-Grill equivalent in Manchester, der uns fragt, ob wir aus French sind und uns dann erzählt, wo er überall schon in Deutschland war. ("I've been to the Rüüührgebiet!"). Sehr unterhaltsam. Die dritte und letzte Unterhaltung folgt dann mit zwei homeless Bahnhofsbewohnern, die mich für David Beckham und den Viktor für Sylvester Stallone halten. Auch sehr unterhaltsam. Dann beginnt die mühselige Heimkehr, um halb sieben in der früh sind wir dann schliesslich zu Hause. Das sind alles diese kleinen Unterschiede. Und weisst du, wie sie hier einen Quarterpounder mit Käse nennen?...

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