Symptombekämpfung
Nun ist es also soweit: Bayern will gewaltverherrlichende Videospiele
verbieten. Bis jetzt konnte ich mich ja zurückhalten, aber nun muss auch ich mich zu Wort melden.
Wer die Debatte in den Medien mitverfolgt erhält immer wieder den Eindruck, 50 Prozent der Spieler von Killerspielen stürmen eines Tages in ihre Schule und richten ihre Lehrer, dann sich selbst. Wenn ich den prozentuellen Anteil gleichaltriger schätzen müsste, der gerne Killerspiele zockt, so würde ich ihn zwischen 50 und 70 Prozent vermuten. Rein rechnerisch müsste schon jeder dritte meines Alters zum Amokläufer geworden sein.
Ich wage jetzt aber, eine andere Rechnung aufzustellen: Man sollte einmal statistisch erheben, welcher Anteil der jugendlichen Amokläufer aus zerrütteten Familienverhältnissen stammt, wie viele von ihren Eltern geschlagen wurden oder schlicht weg Außenseiter ohne auch nur eine einzige Ansprechperson waren. Aber nein, Symptombekämfung ist ja bekanntlich viel einfacher als die Wurzeln des Problems zu untersuchen:
Wir können uns nicht nur einfach darüber aufregen und darüber philosophieren, dass leider die Gewalt gerade bei jungen Leuten massiv zunimmt [...], und das Einüben von Gewalt in menschenverachtenden Killerspielen dann ermöglichen.
Das ist eines der schlüssigsten Argumente die in der Debatte je vorgebracht wurden, schließlich weiss hierzulande jeder: wer Gewalt nicht geübt hat, kann niemandem weh tun. Es macht nichts, dass der oder diejenige nie gelernt hat mit Agressionen und Frust umzugehen, da die Schul- und Familienpolitik seit geraumer Zeit einen konsequenten Sparkurs bestreitet - solange er nicht lernt jemandem weh zu tun, obwohl er bzw. sie es so gerne tun würde, ist das vollkommen in Ordnung. Außerdem frage ich mich auch, wie hoch der Übungsgrad des Linksklick auf der Maus im Hinblick auf Messer in den Bauch rammen und drei mal herumdrehen ist. Aber ich bin ja kein Experte.
Jetzt mal abgesehen davon, dass die Diskussion Neuentwicklung X animiert Kinder dazu zu töten und sollte verboten werden
im zwanzigsten Jahrhundert schon bei der Einführung des Kinos, des Fernsehens und der Videokassetten geführt wurde, kosten mich Aussagen wie diese nur ein Kopfschütteln. Oder wie jene hier:
Wer gewerbsmäßig die übelsten Killerspiele auf den Markt bringt, wird sicherlich anders bestraft werden als jemand, der so ein Spiel von einem Freund ausgeliehen hat.
Na toll.
Nichtsdestotrotzt: die Menschen wird immer größere Bretter mit immer größeren Nägeln bauen, bis sie sich selbst vernichten.