Emo-Country von und mit Country-Emos

Von grenzmetrosexuellen Bosshossen, klaustrophoben Publikümern und gähnender Langeweile.

Achtung: In diesem Eintrag befinden sich Absätze mir nicht sichtbar gekennzeichnetem Sarkasmus! Wer mir als erster oder erste sämtliche dieser Absätze nennen kann, bekommt von mir einen (nicht monetären) Preis.

Ein ungewöhnlicher Abend, gestern in der Arena zu Wien. Selten sah man dort derart viele Cowboy-Hüte, getragen von derart vielen alten Menschen, die sonst vermutlich nur Celine Dion Konzerten besuchen würden. Alles andere is ja viel zu wild. Aber wenn schon mal so richtig die Sau rauslassen will, dann kann man ja mal ein Trashcountry Punkrock Konzert wagen. Aber nicht zu lange, die Steuererklärung gehört ja auch noch gemacht. Natürlich waren aber auch etliche junge Menschen da, die ich aber mal ganz grob über einen Kamm scheren und der Ö3-Hörerschar zuordnen will.

Aber immer schön der Reihe nach: erst Mal von der Garderobenschlange aus der Norwegischen Vorgruppe gelauscht, die in mir aber keine besonderen Empfindungen auslöste. Weder in die eine Richtung, noch in die andere.

An der Bar erlebte ich dann die erste große Überraschung des Abends: das Bier schmeckte diesmal nicht grauslich. Äußerst ungewohnt - vielleicht wurde ja die Zapfanlage vor kurzem gereinigt. Zum Jahreswechsel sollen ja die verrücktesten Dinge passieren.

Weiter gehts, ein Platz im Innenraum wird erkämpft. Gleich neben einer Klaustrophobiepatientin, die vermutlich im Rahmen ihrer Therapie ein Konzert mit fremden Menschen besuchen sollte. Iiiiiiiieehh, Menschen! Die bereits sichtlich angeschlagene, von ihrem grimmigen Freund beschützte, junge Frau hadert nach jeder ungewollten Berührung fremder Personen in der Menschenmasse mit ihrem Schicksal, ihr Begleiter wirft abwechselnde wütende, zornige und böse Blicke in die Menge. Was sind die restlichen Menschen aber auch für ignorante Rüpel! Bei 2000 Menschen in einer 200 m² großen Halle kann man doch wohl erwarten, dass man einen Mindestabstand von 80 cm einhält! Nach knapp einer Stunde, den Tränen nahe, verlassen die beiden dann das Konzert.

Die Hauptattraktion an diesem Abend beginnt um 21:35 durchaus schwungvoll. Die ersten vier Lieder sind durchaus mitreissend und lassen einiges hoffen, doch es will nicht richtig Stimmung (in mir) aufkommen. Denn leider rinnt der Auftritt nach diesem fulminanten Start ähnlich einem abwechslungs- und höhepunktlosen Countrymusikbrei in den Kanal hinab.

Stimmungstöter Nr. 1 sind die elendslangen Pausen zwischen den einzelnen Liedern. Endlos lange Liedansagen an sich sind ja nicht so schlimm, bei anderen Bands, die ebenfalls aus Berlin stammen, sogar ein Markenzeichen und beliebter Konzertbestandteil. Doch hier sind die Ansagen leider

  • in keinster Weise unterhaltsam
  • in Texasenglisch vorgetragen, was ca. 4 Sätze lang lustig ist, aber den Rest des Abends einfach nur nervt.

Stimmungstöter Nr. 2 sind die allzu femininen Versuche des Sängers, seine Männlichkeit durch rhythmische, erotisierende Tanzbewegungen und angedeutetes Befruchten seines Country-Schemels, der Musikerkollegen oder aber auch des Publikums unter Beweis zu stellen. Am Höhepunkt der Show gönnt sich der unbändige Rabauke ein Gläschen Rotwein. Woohoo, wie wild! (Bei genauem hinsehen entpuppte sich der Rotwein übrigens als Cola Light, zumindest wurde er aus einer solchen Flasche eingeschenkt.) Selbst Bill von Tokio Hotel hätte diese Darbietung nicht männlicher hinbekommen. Das alles hielt die Unmengen an midlife-crisis-geplagten Damen aber nicht von ständigen: Ausziehen! Ausziehen! Rufen ab. Undenkbar, was passiert wäre, wären die Rufe auf die Bühne durchgedrungen. Egal, jedenfalls verkommt die Bühnenshow zu einer ebenso bizarren wie langweiligen Brokeback Mountain Inszenierung.

Bei Beginn der Zugabe verlassen wir erleichtert das Konzert. So viel Männlichkeit auf einem Haufen, das hält der stärkste Mann nicht aus.

2 Responses to “Emo-Country von und mit Country-Emos”

  1. Marius Says:

    eines müssen wir den bosshossen natürlich lassen:
    lange haben sie gespielt und das bei 34 konzerten in nur 4.5 monaten.
    leider auch lange geredet und naja siehe oben. :)

  2. Marius Says:

    ich will ja nicht spammen…

    aber ich habe gerade orf geschaut und ein bosshoss lied im jingle gehört. “lagnese”, orf, (one oder drei?), rtl2, mercedes benz, (”http://www.razyboard.com/system/morethread-werbung-diecaro2-960718-2305107-0.html”),
    machen bosshoss noch was anderes ausser werbung?

    fazit: ein vertrag bei universal, ein cowboyhut, 3 fernsehwerbungen und wir kriegen die arena schon voll ;)

    naaaajaaa. aber bemueht haben sie sich ja.