Black Masks and Gasometer
Mit einer respektablen, wetterbedingten Verspätung von genau 48 Stunden begann gestern Abend die (von mir) seit langem ungeduldig erwartete Darbietung von Rise Against im Wiener Gasometer. Ich fasse die Geschehnisse kurz zusammen, damit die geneigte Leserin lesen und staunen kann, was mir dort alles widerfuhr.
Die ambitionierten Musikanten von Strike Anywhere konnten als Vorgruppe leider nicht so recht begeistern. Zugegebener Maßen beschränkte sich meine vorkonzertliche Kenntnis ihres Repertoires aber lediglich auf ein Lied.
Zum Glück beginnen dann pünktlich um 22:04 die Recken von Rise Against ihre Darbietung und schallen dem Publikum voll Inbrunst Drones entgegen. Genauer gesagt schallt der Menge ein gewaltig dröhnender Bass entgegen, die restlichen Instrumente gehen in der knochenmarkstimulierenden Klangkulisse zur Gänze unter. Schade eigentlich, wäre ein grandioser Opener gewesen. Der verzweifelte Tontechniker zieht dann bei Give It All kurzzeitig die Notbremse und drehte den Bass ganz ab. Das tut jedem Rise Against Fan im Herzen weh. Ja, auch mir.
Ein ganzes Lied dauert es noch bis der Tontechniker den unappetitlichen Klangbrei in ein ansprechendes Akkustikerlebnis verwandelt. Danach richtet Tim McIlrath begrüßende Worte an die Konzertbesucher: We actually made it!
Ob er damit die nicht unbeachtliche Verspätung oder den zu Beginn verpatzten Sound anspricht ist mir bis dato unklar.
Dann gehts Schlag auf Schlag. Der imposante, bühnenfüllende Vorhang mit der bezeichnenden Aufschrift “RISE” wird fallen gelassen um das Cover des neuen Albums zu enthüllen. Soso, die Werbetrommel wird also gerührt. Soll mir recht sein. Nicht aber dem jungen Mann mit zotteligem, verdreadetem Haar, der eine verblüffende, jedoch unvorteilhafte Ähnlichkeit mit dem Strike Anywhere Sänger aufweist, und mich entrüstet anschreit: “Warum spieln die so einen Scheiß! Like the Angel sollens spielen!” Er wendet sich höchst erzürnt von der Bühne ab und stürmt wutentbrannt in Richtung Ausgang. (Ein Kontrollblick wenig später wird enthüllen, dass der junge Mann nur geblufft hat und weiter hinten der Dinge harrt, die noch kommen mögen. Kaum zwei Lieder später, als dann nämlich tatsächlich Like the Angel zum Besten gegeben wird, entspannt er sich sichtlich).
Dann, kaum 50 Minuten nach Beginn verabschiedet sich die Band schon wieder in Richtung Zugabe von der Bühne. Etwas enttäuschend, wo das Konzert doch einerseits (durch die wetterbedingte Konfusion) das erste Konzert der Tour überhaupt ist, und zudem die zweitägige Verzögerung sicher unangenehm für viele Gäste war, vor allem jene, die von weit her angereist sind, wie der gute Tim selbst des öfteren betont. Dennoch werden wir insgesamt nur mit knapp 70 Minuten Musikgenuss belohnt.
Das obligatorische Swing Life Away wird diesmal von einem überraschend stimmungsvollen Hero of War eingeleitet. Zum Schluß noch Prayer of the Refugee. Dann nach Hause.
Alles in allem ein gelungener Abend.